Gedenkstein in Armsen
Der 2003 eingeweihte Gedenkstein in Armsen

Armsen. Im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres in der Wittloher St.-Jakobi-Kirchengemeinde hat Jule Wieters aus Armen zusammen mit Konfirmanden an einem konkreten Projekt der regionalgeschichtlichen Forschung gearbeitet: an dem Thema der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gestorbenen Zwangsarbeiterinnen-Kinder, deren Namen in den Gedenkstein auf dem Friedhof in Armsen (eingeweiht am 14. November 2003) eingemeißelt sind. Das Ergebnis dieser Forschungsarbeit ist in Form einer Informationstafel, die neben dem Gedenkstein platziert ist, am 26. Juni 2018 in einer kleinen Feierstunde der Öffentlichkeit vorgestellt worden.

Einweihung der Informationstafel am 26. Juni 2018
Einweihung der Informationstafel am 26. Juni 2018

Die Kirchlintler SPD begrüßt die Aufstellung einer Informationstafel vor dem Gedenkstein der verstorbenen Zwangsarbeiterkinder in Armsen. Dazu sind nachfolgend zwei Texte aus der erfolgreichen SPD-Ausstellung „Wider das Vergessen“ zum Ende des Zweiten Weltkriegs in der Gemeinde Kirchlinteln angefügt. Sie spiegeln die Situation in Armsen Ende April 1945:

"Die Kinder waren im Alter von drei bis dreizehn Monaten. Abgesehen von zwei Kindern, die knapp ein Jahr alt wurden, starben die Kinder schon nach durchschnittlich acht Wochen! Als Armsen am 14. April 1945 von britischen Einheiten besetzt wurde, und diese das Heim entdeckten, wurde umgehend ein unbewohntes Haus beschlagnahmt und der Umzug angeordnet. Es waren zu diesem Zeitpunkt noch circa acht bis zehn Kinder dort. Unter katastrophalen hygienischen Verhältnissen hatten sie dort gelebt; es gab weder fließendes Wasser noch Elektrizität – laut Aussage der Nachbarn auch keine Arztbesuche. Die Einrichtung primitiv, grob zusammengezimmerte Holzverschläge oder -kisten als Kinderbetten mit dünnen Auflagen ausgeschlagen, ohne Matratzen oder Strohsäcke. Die Frauen hatten in Etagenbetten geschlafen. Während des Kriegs hatten die Dörfler kaum Kontakt zu den Bewohnerinnen gehabt, es war alles ,geheim'. Nur manchmal hatten einzelne Mütter stundenweise bei den Bauern auf dem Feld gearbeitet."

Erinnerungen des britischen Offiziers:

Sidney Beck
Der britische Offizier Sidney Beck

„In dieser Ortschaft Armsen besuchte ich eine russische ,Krippe‘. Es waren 9 Kinder zwischen 2 und 10 Jahren dort, Eltern unbekannt. Diese wurden versorgt von 7 ukrainischen und russischen Frauen, die älteste fungierte als Mutter der Kinder und sprach verschiedene Sprachen, aber kein Englisch. Angeblich waren sie, vor den Kampfhandlungen, in verschiedenen Ortschaften und abgelegenen Häusern in der Umgebung untergebracht. Als die Briten übernahmen, befahl der Hauptmann, dass die russischen Frauen und Kinder in das beste Haus im Ort untergebracht werden, nachdem die deutschen Einwohner entfernt worden waren.
Die Russen hatten in dreckigen Scheunen und Höfen leben müssen, also waren sie froh um diese Verbesserung. Der Hauptmann befahl dem Bürgermeister, auf das Haus aufzupassen und die Einwohner mit Lebensmitteln zu versorgen. Nachdem die britischen Truppen weiterzogen, blieben die Russen in dem Haus und wurden weiter gut behandelt. (Quelle: The story of the war since D-Day as seen by an Artillery Officer. Letters to his wife: www://benbeck.co.uk)

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