Zur Eröffnung der Ausstellung "Wider das Vergessen" am Freitag, 28. April 2017, in der Kulturdiele des Lintler Krugs wurden die Gäste vom Kirchlintler SPD-Ortsvereinsvorsitzenden mit folgenden Worten begrüßt:

Verehrte Anwesende,

herzlich willkommen zur Eröffnung unserer Ausstellung „Wider das Vergessen“ zum Kriegsende in der Gemeinde Kirchlinteln; ich freue mich, dass Sie so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind.

Ich freue mich ganz besonders, dass Hermann Vinke aus Bremen, ehemaliger Korrespondent der ARD und Programmdirektor Hörfunk bei Radio Bremen, der als preisgekrönter Sachbuchautor sich insbesondere an jugendliche Leser gewandt hat, um ihnen die NS-Vergangenheit und den Widerstand dagegen nahezubringen. Er hat unter anderem über Sophie Scholl, Carl von Ossietzky und Cato Bontjes van Beek geschrieben;

und Reinhard Egge aus Ritterhude, Sprecher der Arbeitsgruppe Unterweser-Bremen im Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“, heute bei uns sind, und auch etwas sagen werden, vielen Dank dafür jetzt schon. Begrüßen möchte ich aber auch die Zeitzeugen Lore Vöge, Hermine Bunke, Walter Grieme und Walter Thies. Bedanken möchte ich mich bei Peter Vasen, der diese Ausstellungseröffnung aufnimmt, und bei Jürgen Drewes und Harm Schmidt, die das nötige Material und Informationen für die Ausstellung sorgten. Harm Schmidt wird anschließend in die Ausstellung einführen.

In einem kurzen Rückblick möchte ich Ihnen erzählen, wie es zu dieser Ausstellung unter dem Titel „Wider das Vergessen“ gekommen ist.

Vorweg möchte ich schicken, dass für alle Demokraten der Kampf gegen rechts eine zentrale Aufabe ist und bleibt. Besonders die junge Generation sollte immer wieder an die Grausamkeiten der Nazis erinnert werden. Das, was vielen Menschen, unter anderem auch Sozialdemokraten, in der Zeit des Nationalsozialismus geschehen ist, darf nicht in Vergessenheit geraten.

Als SPD-Ortsverein haben wir uns ab 2004 beteiligt an den Sonntagsspaziergängen gegen des Rechtsextremisten Jürgen Rieger, der den Heisenhof in Dörverden kaufte.

Zum 60. Jahrestag der Befreiung organisierten wir hier im Lintler Krug, in dem 2005 gerade ein Betrieb aufgelöst worden war, eine Gedenkveranstaltung.

Im gleichen Jahr halfen wir dem Heimatverein bei der Beseitigung von Nazi-Schmierereien an seinem Speicher.

2010 nahmen Kirchlintler Sozialdemokraten an einer Demonstration gegen die „Ludendorffer“ (die unter anderem den Holocaust leugnen) in Dorfmark teil.

2010 haben wir zum ersten Mal eine Gedenkfahrt organisiert. Ziel war das Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglager in Sandbostel. Weitere Besuche der Gedenkstätten in Neuengamme, in Esterwegen und im Bunker Valentin in Bremen-Farge folgten. Ins ehemalige "Arbeitserziehungslager" in Bremen-Farge wurde der Kirchlintler Sozialdemokrat Hinrich Heitmann Ende 1944, kurz vor seinem 46. Geburtstag, von der Bremer Gestapo verschleppt. Er war Lademeister auf dem Bremer Hauptbahnhof und hat dort Zwangsarbeitern oftmals ein Stück Brot zugesteckt, wurde dabei gesehen und denunziert. Fast drei Monate lang wussten seine Frau und fünf Kinder nicht, wo ihr Mann und Vater war, bis er wieder freigelassen wurde.

2014 wurde auf unsere Initiative hin der Hinrich-Heitmann-Weg in Kirchlinteln eröffnet.

2011 war der SPD-Ortsverein Initiator für die Verlegung von drei Stolpersteinen in der Gemeinde. Am 16. Mai verlegte sie der Kölner Künstler Gunter Demnig in Neddenavergen und Kirchlinteln.

Im Dezember 2011 nahm der SPD-Ortsverein Kirchlinteln im Rahmen des Wilhelm-Dröscher-Preises am Bundesparteitag der SPD in Berlin teil, unter dem Motto „Flagge zeigen gegen rechts“ und stellte seine Aktivitäten dort vor.

2014 drehten wir einen Film mit Zeitzeugen, die das Kriegsende in Kirchlinteln als Kinder erlebten. Dieser Film stieß auf großes Interesse; er wurde am 70. Jahrestag der Befreiung, dem 16. April 2015, in Kirchlinteln hier in der Kulturdiele von rund 120 Interessierten gezeigt.

Auch in den kommenden beiden Tagen der Ausstellung wird dieser Film jeweils um 14.30 Uhr gezeigt.

2015 nahmen wir auch zum ersten Mal an einer Gedenkfeier in unserer tschechischen Partnergemeinde Letovice teil. Zusammen mit der Vorsitzenden unserer Schwesterpartei CSSD, Daniela Ottová, legten wir am Mahnmal für die Opfer des Faschismus in Letovice ein Gesteck nieder. Das wird jetzt jedes Jahr wiederholt. In diesem Jahr wird auf den Kranzschleifen in Deutsch und Tschechisch ein Wort des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog stehen: Die Erinnerung darf nicht enden!

Ich freue mich, dass wir mit unserer Partnergemeinde einen regen Austausch pflegen. Seit einigen Jahren nehmen wir am Drachenbootrennen teil, und komplettieren das Boot der CSSD, gegenseitige Besuche erfolgten. Die SPD Kirchlinteln und die CSSD Letovice leisten damit, denke ich, einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung und zum friedlichen Miteinander in einem Europa ohne Grenzen.

Im Dezember 2015 nahmen wir wiederum im Rahmen des Wilhelm-Dröscher-Preises am Bundesparteitag in Berlin teil. Dieses Mal hieß unser Motto „Vergangenheit und Zukunft“. Unseren Stand besuchte sogar Bohuslav Sobotka, der tschechische Ministerpräsident. Wir konnten die Jury überzeugen, gewannen den dritten Preis und erhielten 1000 Euro. Die wir jetzt für die Realisierung dieser Wanderausstellung nutzen konnten.

Das Geld soll aber auch genutzt werden, um ein Buch über das Kriegsende in Letovice herauszubringen. Wir hatten die Gelegenheit, viele Fotos aus der Chronik der Partnergemeinde abzufotografieren, die das Kriegsende anschaulich dokumentieren, und haben mit Martina Sedlackova in unseren Reihen jemand, Dokumente, Schriftstücke und weitere Texte ins Deutsche übersetzen kann. Auch dafür noch mal herzlichen Dank, Martina.

Die Erinnerung darf nicht enden, dafür ist diese Ausstellung gedacht.Die Informationsbroschüre zur Ausstellung können Sie hier herunterladen

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