Verfolgt und unvergessen: Hinrich Heitmann
Zu einer Gedenkveranstaltung zu Hinrich Heitmanns 64. Todestag lud der SPD-Ortsverein am Sonnabend, dem 29. April 2017, ein. An der Gedenktafel am Hinrich-Heitmann-Weg erinnerte Kirchlintelns SPD-Ortsvereinsvorsitzender Hermann Meyer an den Sozialdemokraten, der für sein selbstverständliches Handeln fast drei Monate im berüchtigten "Arbeitserziehungslager" Bremen-Farge leiden musste:
Wir gedenken heute, am 64. Jahrestag, des Todes unseres ehemaligen Mitglieds Hinrich Heitmann. Am 29. April 1953 verstarb er nach langem qualvollem Leiden, wie die „Verdener Aller-Zeitung“ berichtete und ergänzte: „Der Verstorbene brachte sowohl der Kommunalpolitik seiner Gemeinde als auch der des Kreises das größte Interesse entgegen. Bis zur Neuwahl des Kreistages im Jahre 1952 gehörte er dem Kreistag als SPD-Abgeordneter an, verzichtete dann infolge seiner schweren Krankheit auf eine weitere Kandidatur. Der SPD-Ortsverein Kirchlinteln verliert mit dem Verstorbenen ein treues Mitglied, der auch im Dritten Reich seiner Gesinnung treu blieb und dafür Verfolgung erleiden musste", so die Zeitung am 2. Mai 1953.
Wie kam es zur Verfolgung von Hinrich Heitmann im Dritten Reich?
Hinrich Heitmann war Lademeister auf dem Bremer Hauptbahnhof, auf dem viele Zwangsarbeiter waren, die Not und Hunger litten. Oftmals steckte Hinrich Heitmann, wie mir seine Frau Dora erzählte, ihnen ein Stück Brot zu, das allerdings strengstens verboten war. Hierbei wurde er beobachtet und denunziert und eines Abends Ende September 1944, kurz vor seinem 46. Geburtstag, von der Bremer Gestapo verhaftet und ins „Arbeitserziehungslager“ Bremen-Farge verschleppt.
Hier wurde er beim Bau des U-Boot-Bunkers Valentin eingesetzt. Lange Zeit war er den Torturen der SS und der Helfershelfer ausgesetzt. Von rund 12.000 Zwangsarbeitern kamen mindestens 1700 zu Tode. Hinrich Heitmann wurde nach über acht Wochen freigelassen, schwer gezeichnet von der unmenschlich harten Arbeit, für die das „Arbeitserziehungslager“ bekannt war.
Die harte Arbeit und ständigen Demütigungen im „Arbeitserziehungslager“ hatten ihre Spuren hinterlassen. Der damals 16-jährige Werner Spehling, Nachbar von Heitmanns, konnte sich noch an ein Gespräch zwischen seinem Vater Johann und Hinrich Heitmann erinnern, das 1945 stattfand. Darin schilderte Heitmann seinem Nachbarn unter Tränen von den Folterungen und Quälereien im „Arbeitserziehungslager“ Bremen-Farge.
Die Kirchlintler SPD begrüßt es sehr, dass nun nicht nur mit einem Stolperstein vor „Lampens Huus“ sondern auch mit dem Hinrich-Heitmann-Weg in der historischen Ortsmitte Kirchlintelns auch offiziell seitens der Gemeinde an das Schicksal und den Mut Hinrich Heitmanns in der Zeit des Nationalsozialismus erinnert wird.
Anschließend gingen die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung zum Stolperstein, der vor dem ehemaligen Wohnhaus von Hinrich Heitmann gesetzt wurde, und legten dort eine gelbe Rose nieder.