
5. Dezember 2020: Große Chance für die Lebensader der Region
Fachkundige Infos gab die Kirchlintlerin Sylke Bischoff, die „AllerVielfalt“ als Expertin für Fließgewässer und Auen des Nabu seit Jahren begleitet. Engagiert und überzeugend berichtete sie von den Zielen des Renaturierungsprojekts von Verden bis Celle: Wie alle großen Flüsse ist die Aller schon lange kein natürliches Fließgewässer mehr. Für die Schifffahrt wurde sie durch Steinpackungen an den Ufern in ihr Bett gezwängt. Statt auszuufern, geht der Fluss in die Tiefe, und die Sohle erodiert. Rund einen Meter tiefer im Gelände liegt sie heute. An der natürlichen Dynamik, die Flussläufe eigentlich auszeichnet, dem ständigen Wandel durch unterschiedliche Strömung, Tiefe und Breite, mit Buchten, Altarmen, Flutrinnen und zeitweilig überspülten Flächen fehlt es. Gerade das aber macht Flusslandschaften so wertvoll für Natur und Artenvielfalt, weil fortwährend neue Strukturen und damit Lebensräume geschaffen oder verändert werden.
Auch wenn der ursprüngliche Zustand nicht mehr rückholbar ist, Möglichkeiten, der Aller ohne Gefahr für den Hochwasserschutz mehr Raum zu geben, gibt es viele: Dazu gehören z. B. Rückbau von Steinpackungen, Wiederanschluss von Altarmen, Anlage von Flutrinnen und neuen Überflutungsflächen zwischen Deich und Fluss bis hin zur Teilrückverlegung von Deichen. Wie Sylke Bischoff betonte, wird auf Flächen der öffentlichen Hand begonnen. „Oberstes Prinzip ist die Freiwilligkeit. Private Flächen werden nur dann Teil des Projekts, wenn die Eigentümer mit dem jeweiligen konkreten Vorhaben einverstanden sind“, so die Nabu-Biologin.
Von den Maßnahmen sollen Fische wie Neunaugen, Meerforelle, Barbe oder Bitterling, der für die Fortpflanzung auf Muscheln angewiesen ist, ebenso profitieren wie Krebsschere oder Froschlöffel als seltene Gewässerpflanzen. Weiteres wichtiges Ziel ist es, die Aller und die umgebende Aue wieder stärker miteinander zu vernetzen. Auf artenreichen Flachland-Mähwiesen gibt es sechsmal mehr Grünlandpflanzen als auf Intensivgrünland. Das nützt Vogelarten wie z. B. Braunkehlchen, Schafstelze, Kiebitz oder Brachvogel. Und die Artenvielfalt, die sich durch das Projekt einstellen wird, erfreut auch den Menschen.
SPD-Fraktionschef Richard Eckermann: „Ein tolles Projekt, das die Gemeinde aktiv unterstützen muss.“
