Das Projekt „AllerVielfalt“ ist in aller Munde. Doch worum geht es? Was sind die Ziele aus Naturschutzsicht? Wie betrifft das die Gemeinde Kirchlinteln? Anlass für die SPD-Ratsfraktion, sich mit der Landtagsabgeordneten Dörte Liebetruth bei einer dreistündigen Exkursion in Hohen, Wittlohe und Otersen aus erster Hand über das Gemeinschaftsprojekt von Naturschutzbund Deutschland (Nabu), Landkreis Verden und Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung zu informieren.

Fachkundige Infos gab die Kirch­lintlerin Sylke Bischoff, die „AllerVielfalt“ als Expertin für Fließgewässer und Auen des Nabu seit Jahren begleitet. Engagiert und überzeugend berichtete sie von den Zielen des Renaturierungsprojekts von Verden bis Celle: Wie alle großen Flüsse ist die Aller schon lange kein natürliches Fließgewässer mehr. Für die Schifffahrt wurde sie durch Steinpackungen an den Ufern in ihr Bett gezwängt. Statt auszuufern, geht der Fluss in die Tiefe, und die Sohle erodiert. Rund einen Meter tie­fer im Gelände liegt sie heute. An der natürlichen Dynamik, die Flussläufe ­eigentlich auszeichnet, dem ständigen Wandel durch unterschiedliche Strömung, Tiefe und Breite, mit Buchten, Altarmen, Flutrinnen und zeitweilig überspülten Flächen fehlt es. Gerade das aber macht Flusslandschaften so wertvoll für Natur und Artenvielfalt, weil fortwährend neue Strukturen und damit Lebensräume geschaffen oder verändert werden.

Auch wenn der ursprüngliche Zustand nicht mehr rückholbar ist, Möglichkeiten, der Aller ohne Gefahr für den Hochwasserschutz mehr Raum zu geben, gibt es viele: Dazu gehören z. B. Rückbau von Steinpackungen, Wiederanschluss von Altarmen, Anlage von Flutrinnen und neuen Überflutungsflächen zwischen Deich und Fluss bis hin zur Teilrückverlegung von Deichen. Wie Sylke Bischoff betonte, wird auf Flächen der öffentlichen Hand begonnen. „Oberstes Prinzip ist die Freiwilligkeit. Private Flächen werden nur dann Teil des Projekts, wenn die Eigentümer mit dem jeweiligen konkreten Vorhaben einverstanden sind“, so die Nabu-Biologin.

Von den Maßnahmen sollen Fische wie Neunaugen, Meerforelle, Barbe oder Bitterling, der für die Fortpflanzung auf Muscheln angewiesen ist, ebenso profitieren wie Krebsschere oder Froschlöffel als seltene Gewässerpflanzen. Weiteres wichtiges Ziel ist es, die Aller und die umgebende Aue wieder stärker miteinander zu vernetzen. Auf artenreichen Flachland-Mähwiesen gibt es sechsmal mehr Grünlandpflanzen als auf Intensivgrünland. Das nützt Vogelarten wie z. B. Braunkehlchen, Schafstelze, Kiebitz oder Brachvogel. Und die Artenvielfalt, die sich durch das Projekt einstellen wird, erfreut auch den Menschen.

SPD-Fraktionschef Richard Eckermann: „Ein tolles Projekt, das die Gemeinde aktiv unterstützen muss.“

Blick auf die Oterser Seen
Maßnahmen gegen Verschlammung: Auch die Oterser Seen könnten nach Vorstellung der SPD vom Projekt „AllerVielfalt“ profitieren, z. B. durch Maßnahmen gegen die Verschlammung oder für einen stärkeren Wasserdurchfluss. Das Projekt ist eine große Chance für die Gemeinde: Über 12,4 Mio. Euro Bundesförderung „Blaues Band“ sind beantragt, über 2,6 Mio. Euro soll das Land beisteuern, Nabu und Landkreis Verden jeweils über 400 000 Euro.
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