Die Kirchlintler SPD hat in der Vergangenheit schon mehrere Aktionen gegen das Vergessen initiiert. Den Anfang machten 2011 die jährlichen Fahrten zu Gedenkstätten, an denen mit historischem Bezug den Opfern der NS-Verfolgung gedacht wird; 2014 kam die Einweihung des Hinrich-Heitmann-Wegs in Kirchlinteln dazu; zum 70. Jahrestag der Befreiung wurde am 16. April 2015 ein Zeitzeugenfilm im Lintler Krug gezeigt; 2017 erarbeitete der Ortsverein die Ausstellung „Wider das Vergessen“, und jetzt soll eine Straße nach dem Ehepaar Reh benannt werden.

Zur Begründung führen die Sozialdemokraten an, dass am 16. April 1945, als britische Soldaten auf Kirchlinteln vorrückten und schon einige Höfe an der Kükenmoorer Straße in Brand geschossen hatten, das Ehepaar Reh mutig mit einer weißen Fahne den Briten entgegenging, um sie dazu zu bewegen, von einer weiteren Zerstörung der Ortschaft abzusehen. Die beiden nahmen den Weg über die heutige Straße Zum Heidberg. Mit ihrer mutigen und historischen Tat retteten Hedwig und Carl Reh Kirchlinteln vor der Zerstörung. Dabei riskierten sie ihr Leben und stellten sich den Nazi-Parolen zum Endkampf entgegen, obwohl sie wussten, dass dafür eine Erschießung drohte.

Bislang war im Ort selbst nur bekannt, dass es das Ehepaar Reh war – keine Vornamen, nichts Weiteres. Eine Bitte zur Spurensuche in Hamburg nahm die „Hamburger Morgenpost“ (Mopo) gerne auf, und die Sache kam ins Rollen. Es meldeten sich ein Historiker und ein Familienforscher. Zusammen mit dem Chefreporter der Mopo ist jetzt fast das komplette Leben der beiden mutigen Kirchlinteln-Retter bekannt. Im Hamburger Staatsarchiv ist ein Dokument von Carl Reh vorhanden, in dem er die Situation vom 16. April 1945 schildert: „Als die Engländer hier anrückten, haben wir im Endstadium nochmal ein kleines Risiko übernommen und die Zerstörung unseres Dorfes abgewandt, indem wir zu den anrückenden Engländern hinausgingen und sie veranlassten, die Niederbrennerei der Höfe, mit der sie schon begonnen hatten, wieder einzustellen. Auch hierbei hatten wir Glück. Der Offizier der Avantgarde liess seine beiden Flammenwerfer wieder abrücken und nahm das Dorf, welches offenbar schon ganz zuletzt von den Deutschen Militärs verlassen war, durch Sicherung mittels Infantrie. Uns selbst wird aufgegeben, wieder in unseren Keller zurückzugehen, in dem wir ca. 32 Dorfbewohner unserer Nachbarschaft, einschliesslich des Ortsgruppenleiters hatten.“

Eine besonders geeignete Straße für die Erinnerung an das Ehepaar Reh für diese historische Tat wäre die neue Straße durch das in Planung stehende Baugebiet „Auf dem Breck“-Erweiterung. Die britischen Soldaten kamen am 16. April 1945 aus Richtung Specken und Weitzmühlen nach Kirchlinteln auch über dieses Gebiet. Die neue Straße soll deshalb „Hedwig und Carl Reh-Weg“ heißen.

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