Zum Gedenken an den 70. Jahrestag der Befreiung Kirchlintelns durch die britischen Soldaten zeigte der SPD-Ortsverein einen Zeitzeugenfilm im Lintler Krug. Damit beschloss die SPD erst einmal ihr Projekt, indem es hauptsächlich darum ging, festzuhalten, wie Kinder diese Zeit erlebten.

"Wir wollten wegkommen von den teils immer wieder glorifizierenden Durchhalteappellen und Kämpfe bis zur letzten Patrone in den bislang gedruckten Rückblicken", sagte Ortsvereinsvorsitzender Hermann Meyer in einer Pressemitteilung. "Wir sind mit dem Verlauf und dem Ergebnis des Zeitzeugenprojekts sehr zufrieden." Der Höhepunkt der Recherchen fand jetzt am 16. April in der Kulturdiele des Lintler Krug statt.

Ein rund 50-minütiger Film mit Zeitzeugen, die diese Zeit als neun- bis zwölfjährige Kinder erlebt hatten, wurde vorgeführt. Zu diesen Zeitzeugen, die an diesem Abend auch anwesend waren, gehören Eleonore Vöge, Hermine und Hermann Bunke sowie Walter Thies; Walter Grieme war verhindert. Mit einer Fotoausstellung aus der Zeit von 1937 bis 1955 wurde dieser Abend, an dem rund 120 Geschichtsinteressierte teilnahmen, ergänzt. In seiner Begrüßung erinnerte der SPD-Vorsitzende daran, dass nach dem 16. April 1945 die Nazis in Kirchlinteln nichts mehr zu sagen hatten und ein Großteil der Menschen endlich wieder aufatmen konnte und nicht mehr drangsaliert wurde. Britische Soldaten kamen aus südlicher Richtung über den Osterberg nach Kirchlinteln. Viele junge deutsche Soldaten hatten den sinnlosen Befehl, Kirchlinteln zu verteidigen, was dazu führte, dass viele starben und Höfe in Brand geschossen wurden, besonders an der Kükenmoorer Straße.

Die Idee zu diesem Projekt hatte Hermann Meyer. Technische Unterstützung erhielt er von seinem früheren Arbeitskollegen, dem Redakteur und Mediengestalter Peter Vasen aus Barme. "Mit amateurhaften Mitteln haben wir ein ansprechendes Dokument der Zeitgeschichte geschaffen", erläuterte Meyer. Edwin Williams übersetzte die Tagebucheintragungen der Third Sharpshooters, einer britischen Kampfabteilung, ins Deutsche, die Harm Schmidt als Einleitung zum Film vorlas.

Im Film selber schilderten die Zeitzeugen eindrücklich ihre Erlebnisse. Neben schrecklichen Begebenheiten kommen aber auch immer wieder kleine Geschichten vor, die die Anwesenden zum Schmunzeln brachten. Eleonore Vöge erinnerte sich, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine Banane in der Hand hatte und nicht wusste, dass zum Essen die Schale abgezogen werden musste. Auch bei Walter Thies blieb die Verteilung von Obst und Schokolade im Gedächtnis: "Wir lungerten oft beim Lintler Krug rum, und da gab es manchmal Apfelsinen, Bananen und Schokolade." Hermann Bunke konnte sich erinnern, dass die Nachbarn Erdhöhlen gegraben hatten. "Wir durften da nicht mit rein, warum, weiß ich auch nicht."

In der Diskussion nach dem Film wurden weitere Erlebnisse von Anwesenden erzählt. Auch Vorschläge für weitere Themen wurden gemacht, wie zum Beispiel die Zeit bis zur Währungsreform oder wie sich die vielen Flüchtlinge hier zurechtfanden. Die Erkenntnis des gelungenen Abends ist für die SPD, dass es weitergehen muss mit der Aufarbeitung der örtlichen Geschichte für die nachkommenden Generationen.

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