Dem Geschichtslehrer Bernhard Gelderblom ist es zu verdanken, dass die „Reichserntedankfeste" der Nationalsozialisten (NS) nicht in Vergessenheit geraten sind. In einer über zwanzigjährigen Auseinandersetzung, auch mit der Politik vor Ort, ist es ihm gelungen, die Massenpropaganda der NS-Führung ab 1933 anhand des Dokumentations- und Lernorts Bückeberg darzustellen und für die Nachwelt zu erhalten.

Eine Gruppe Kirchlintler Sozialdemokraten besuchte jetzt den Ort und ließ sich von Alexander Remmel, dem Geschäftsführer des Dokumentations- und Lernorts Bückeberg gGmbH, aufklären über die gewaltige Verblendung der Menschen unter dem NS-Propagandaminister Goebbels in den Jahren von 1933 bis 1937.
Rund elf Wochen brauchten die Nationalsozialisten, nachdem sie Anfang 1933 an die Macht kamen, um das sogenannte Reichserntedankfest zu realisieren. Dieses christliche, bäuerliche Erntedankfest nutzten sie vor allem, um eine Masse von Menschen für Fotos und Filmaufnahmen zu schaffen sowie eine massenhafte Begeisterung des Volkes für den „Führer“ Adolf Hitler zu bekommen. Der eigentliche Grund dieser stundenlangen Aufführung mit Hunderttausenden von Menschen am Bückeberg, das Erntedankfest, dauerte nur wenige Minuten, alles andere, was vorher und nachher geschah, diente der Propaganda und der Huldigung Hitlers. Zudem stand auch eine gewaltige Militarisierung im Programm, um die Menschen schon auf den geplanten Krieg vorzubereiten. Vergleichbar seien diese Massenveranstaltungen mit den NS-Reichsparteitagen in Nürnberg gewesen, so Remmel.

Die Aufmarschfläche rund acht Kilometer südlich von Hameln betrug damals 18 Hektar und war abgegrenzt von Tausenden Hakenkreuzfahnen. Durchgängig waren in diesen Jahren 450 Männer des Reichsarbeitsdienstes hier beschäftigt, um die Fläche aufwendig propagandagerecht herzustellen. Remmel erklärte den Kirchlintler Sozialdemokraten auch, warum gerade diese Fläche bei Hameln vom NS-Propagandaministerium ausgewählt wurde. Es war eine ländliche Region, und die NS-agrarpolitischen Vorstellungen wie „Blut und Boden“ passten hier hin, weil in der Nähe auch die Weser floss – für die Nationalsozialisten war es der „deutsche Fluss“, der in seinem Lauf bis zur Mündung in die Nordsee kein Nachbarland berührt. In diesem Zusammenhang wurde für die Ausrichtung des NS-Reichserntedankfestes auch eine Fläche bei Hoya in Augenschein genommen, wusste Remmel. Ab 1938 fanden diese Massenpropaganda-Veranstaltungen nicht mehr statt, weil durch den Einmarsch NS-Deutschlands in das Sudetenland die Züge, die vorher die Menschen nach Hameln brachten, gebraucht wurden für den Transport von Panzern.

Tafeln der Dauerausstellung
Die Dauerausstellung auf dem unter Denkmalschutz stehenden Gelände wird von zahlreichen Informationstafeln erklärt.
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