Die Sozialdemokraten in Kirchlinteln haben sich bereits 1925 zu einem Ortsverein zusammengeschlossen und können in drei Jahren ihren 100. Geburtstag feiern. Im Kleinbahnbezirk wurden die wenigen SPD-Mitglieder von Verden aus betreut. Die Ortsbezeichnung Averbergen gab es nicht. In den Unterlagen des SPD-Ortsvereins Kirchlinteln ist aber dokumentiert, dass es zwischen 1970 und 1972 einen SPD-Ortsverein Averbergen für die Orte an der Kleinbahn gab.

Mitgliedskarte des kürzlich verstorbenen Harm Schmidt
Die Mitgliedskarte des kürzlich verstorbenen Harm Schmidt belegt die Existenz des SPD-Ortsvereins Averbergen

In der Broschüre „1972–1997, 25 Jahre SPD Kirchlinteln“ ist hierzu nachzulesen: „Im fast vollständig bäuerlich ausgerichteten Kleinbahnbezirk kam es erst sehr viel später zur Bildung einer SPD-Organisation. Die wenigen zugezogenen SPD-Mitglieder, verstreut auf viele Dörfer, wurden bis 1970 von Verden aus betreut. Erst im Vorfeld der Gebietsreform, die zur Bildung der Einheitsgemeinde Kirchlinteln führte, bildete sich 1970 auch im Kleinbahnbezirk ein Ortsverein, der sich Averbergen nannte.“ Werner Storch führte den jungen Ortsverein, der gut anderthalb Jahre bestand – vom 1. Oktober 1970 bis zum 17. Mai 1972. Mit dazu gehörten aber auch Rudolf Pape, Peter Eckermann und Jupp Walk, der Polizist aus Neddenaverbergen.

Plakat mit dem Porträt Karl Ravens'
Karl Ravens erinnert sich an Diskussionen zur Gemeindereform 1972.

Im Zuge der kommenden Gemeindereform schlossen sich die beiden Ortsvereine am 17. Mai 1972 in der Gaststätte von Magda Meyer in Kirchlinteln zum Ortsverein Kirchlinteln zusammen. Aus dem Kleinbahnbezirk kamen 16 Mitglieder und aus dem Geestbereich 31.

In seinem ganz persönliche Rückblick schreibt der ehemalige Bundesminister Karl Ravens: „Eine Sonderheit waren immer die Versammlungen in Otersen im ,Niedersachsenhof’. Die damalige Chefin, Frau Wecks, war eine aufmerksame Zuhörerin und besorgte Gastgeberin. Ohne eine ausreichende Mahlzeit konnten wir – auch während der hitzigen Debatten um die Gemeindereform 1972 – nie Otersen verlassen.“

Rudolf Pape
Rudolf Pape aus Otersen gehörte von 1972 bis 1980 dem Gemeinderat an.

Dietmar Rettkowski war von der Geburtsstunde der Einheitsgemeinde bis zur Eingleisigkeit 29 Jahre im Gemeinderat, davon 25 Jahre als SPD-Fraktionsvorsitzender. Er erinnert sich an den ersten Bürgermeister Hermann Norden, „der die Entwicklung der Gemeinde Kirchlinteln zweifelsohne ganz maßgeblich geprägt“ hat. Bei Entscheidungen suchte dieser immer nach gemeinsamen Wegen und Kompromissen und versuchte alle miteinzubeziehen. „Dies war liberal und klug zugleich, ermöglichte uns als Minderheit damit aber auch mehr Einfluss als von der Zahl der Mitglieder abzuleiten war."

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