Der 7. Dezember 1970 ist ein kalter und regnerischer Montagmorgen in Warschau. Im Herzen der polnischen Hauptstadt am Denkmal der Helden des Ghettos, das an den Aufstand von 1943 erinnert, als die dort gefangenen Juden gegen die Deportation in Vernichtungslager protestierten, ist eine Ehrenformation der polnischen Armee aufmarschiert.

Dicht gedrängt beob­achten Journalisten und Fotografen, wie Bundeskanzler Willy Brandt die schwarz-rot-goldenen Schleifen des mit weißen Nelken geschmückten Kranzes richtet. Er tritt einen Schritt zurück und verharrt vor dem Ehrenmal, dann fällt er auf die Knie und neigt demütig den Kopf. Eine spontane Geste, mit der der Kanzler um Vergebung für die deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg bittet. Eine historische Geste, die Symbol für die neue Ost- und Entspannungspolitik der SPD und der sozial-liberalen Koalition wird.
Der Kniefall von Warschau und die Entspannungspolitik der SPD werden weltweit beachtet und gewürdigt. In Deutschland führt das zu heftigen Protesten der oppositionellen CDU/CSU.

In einer Umfrage halten 41 Prozent der Deutschen Brandts Kniefall für angemessen, 48 Prozent lehnen die Geste ab. Da ist man im Ausland schon weiter: 1971 erhält Willy Brandt für seine Entspannungspolitik den Friedensnobelpreis.

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